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Berufspendler missbrauchen das Anruf-Sammel-Taxi nicht

Presseinformation Nr. 34/2005, Mühlacker, 30. Oktober 2005

VCD verwundert über Maulbronner Diskussion

Verwundert über die Maulbronner Diskussion über einen angeblichen Missbrauch des Anruf-Sammel-Taxis (AST) durch Berufspendler zeigt sich der Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkries e.V. (VCD): "Bevor man von einem Missbrauch sprechen kann, sollte man sich zuerst die Vorgeschichte der Einführung dieses ÖPNV-Angebotes zwischen der Klosterstadt und dem Westbahnhof anschauen", meint VCD-Landes- und Kreisvorsitzender Matthias Lieb.

Schon 1994 wurde in einem von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten der Vorschlag unterbreitet, die Klosterstadt durch die Reaktivierung der Bahnlinie nach Maulbronn an das Stadtbahn-Netz anzuschließen. Als 1999 tatsächlich die Stadtbahnlinie S 9 Bretten - Mühlacker im Stundentakt eingerichtet worden ist, hat Maulbronn die Chance der direkten Einbeziehung der Klosterstadt in das Stadtbahn-Netz ausgeschlagen. Immerhin bestand Konsens im Gemeinderat, dass die Bahnlinie nach Maulbronn erhalten werden solle. So fährt seit 1997 im Sommerhalbjahr an Sonntagen der Klosterstadt-Express, der vom VCD initiiert worden ist. Die Stadt Maulbronn beteiligt sich an den anfallenden Kosten.

Weiter wurde vom Gemeinderat beschlossen, den Westbahnhof auszubauen, aus Kostengründen jedoch auf eine Buswendeschleife zu verzichten. Somit gab es von 1999 bis 2004 die verrückte Situation, dass zwar die Stadtbahn im Stundentakt den Westbahnhof bediente, aber keine Anbindung zur Klosterstadt bestand. Fahrgäste hatten wie weiland Hermann Hesse "an der verschlafenen Station auszusteigen und durch den feuchten moorigen Wald gen Maulbronn zu wandern", wie dieser 1914 schrieb. Im letzten Jahr wurde nun endlich der Anruf-Sammel-Taxi-Betrieb eingerichtet, der parallel zur bestehenden Buslinie von und zum Westbahnhof fährt, da der Bus ja den Bahnhof gerade nicht anfahren kann. Nun wundert sich der Gemeinderat, dass dieses Angebot auch noch regelmäßig angenommen wird und beschließt, gerade in den nachfragestarken Zeiten das Angebot einzustellen. Die Verwaltung liegt auf der Lauer und prüft, ob dieses ÖPNV-Angebot möglicherweise durch Berufspendler "missbraucht" wird. Eigentlich sollte die Verwaltung froh sein, dass das Angebot auch von Pendlern genutzt wird, schließlich zahlten diese zusätzlich zur Monatskarte noch pro Fahrt 1,80 EUR. Sinnvoll wäre es gewesen, dafür zu sorgen, dass noch mehr Fahrgäste dieses Angebot nutzen, um die Einnahmen pro Fahrt zu erhöhen bzw. dies in ein kostengünstigeres Regelangebot zu überführen. Dann wäre auch der Verkehrsverbund anstelle der Kommune zuständig gewesen. Doch für den ÖPNV in der Klosterstadt fühlt sich offenbar niemand verantwortlich.

Zusammenfassend stellt sich die Lage aus VCD-Sicht wie folgt dar:

Einerseits hat man sich in Maulbronn um die notwendigen einmaligen Investitionskosten für eine mögliche Anbindung der Klosterstadt an den Schienenverkehr bislang gedrückt (die aus VCD-Sicht unnötigen Geldausgaben für den Ausbau des Westbahnhofs ohne Busanschluss nicht gerechnet), andererseits will man auch nicht die durch die fehlenden Investitionen notwendigen höheren laufenden Kosten (Anruf-Sammel-Taxi auch in Berufsverkehrszeiten) tragen. Das AST-Angebot soll aus Maulbronner Sicht also nur ein Alibi-Angebot sein, das man nur zu diesen Zeiten anbietet, wenn es keiner will, und dann abschafft, wenn es genutzt wird. Gleichzeitig baut man mit Millionenaufwand die Straßen in Maulbronn aus und plant um Maulbronn auch neue Straßen (Roter Weg). Dies ist keine zukunftsgerichtete nachhaltige Kommunalpolitik. Der VCD fordert den Gemeinderat der Klosterstadt deshalb auf, sich mit umweltverträglichen Verkehrskonzepten zu beschäftigen und sich planerisch mit der Reaktivierung der Stadtbahnstrecke auseinander zusetzen.

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